Filmkritik: Der Hund von Baskerville (Terence Fisher, 1959)
Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes gehört nicht nur zu den berühmtesten Charakteren der Literaturgeschichte, sondern ist auch die am häufigsten porträtierte Filmfigur aller Zeiten. Schon mit Anbeginn des Mediums Film gab es auch Sherlock Holmes-Adaptionen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die altehrwürdigen Hammer Film Productions in ihrer Hochzeit Ende der 1950er-Jahre eine Holmes-Verfilmung im Portfolio hatten: Der Hund von Baskerville (OT: The Hound of the Baskervilles, 1959) von Terence Fisher.
Die Baskervilles sind ein altes britisches Adelsgeschlecht, welches seit Jahrhunderten in der Grafschaft Devon in der Region von Dartmoor angesiedelt ist. Seit dem 17. Jahrhundert lastet jedoch scheinbar ein Fluch auf der Familie, der auf Sir Hugo Baskerville zurückzuführen ist, der des Nächtens ein junges Mädchen im Moor ermordete und kurz darauf selbst Opfer ein wilden Bestie geworden zu sein scheint. Unzählige Jahre später ist es der plötzliche Tod Sir Chales Baskervilles, der den Leibarzt und besten Freund der Familie, Dr. Mortimer, nach London in die Baker Street zu Sherlock Holmes (Peter Cushing) und Doctor Watson (André Morell) führt, denn der letzte der Baskervilles, Sir Henry (Christopher Lee), ist auf dem Weg nach Großbritannien, um sein Erbe anzutreten und Mortimer fürchtet, dass auch dieser dem Familienfluch zum Opfer fallen wird. Anfangs wenig von den Ausführungen Mortimers angetan, ist es ein kleines Detail, welches den Spürsinn Holmes‘ entfacht und ihn den Fall übernehmen lässt, Sir Henry zu schützen. Schon bald ist dann auch allen Beteiligten der Ernst der Lage klar, denn kaum in London angekommen, wird auch schon das erste Attentat auf Sir Henry verübt und dabei hat die rätselhafte Geschichte gerade erst begonnen…
Der Film, der sich dabei weitestgehend an Doyles Romanvorlage hält und nur hier und da einige Zusätze zur Geschichte einbaut, vereint dabei gut ein Jahr später erneut das Dracula-Triumvirat, bestehend aus Terence Fisher, Peter Cushing und Christopher Lee. Letzteres freut nicht nur die Anhänger des klassischen Gruselkinos, sondern auch die restlichen Zuschauer, handelt es sich doch bei den Dreien um das Who is Who des Genrekinos jener Zeit. Passend dazu eignet sich auch die Romanvorlage rund um einen dämonischen Hund, der inmitten eines britischen Moores sein Unwesen treibt, perfekt für eine Hammer Film Produktion.
So wird schon während der Exposition, in der Dr. Mortimer die Geschichte Sir Hugo Baskervilles wiedergibt, das ganze Suspense-Repertoire eingesetzt, was das Genre zu bieten hat: ein durchaus furchteinflößendes Herrenhaus mitten auf dem Lande, der Einsatz von düsteren Matte Paintings, den brutalen Sir Hugo, Gewitterstürme und dies alles garniert durch die unwirkliche Moorlandschaft Dartmoors, in der die Geschichte spielt. Dazu gesellen sich dann im Laufe des Films noch skurrile Eingeborene sowie omnipräsent die Legende des Geisterhundes, den man immer wieder nur schmatzend oder heulend bis zum Finale auf der Leinwand vernehmen kann. Die Atmosphäre steht jedenfalls schon vom ersten Filmmeter und kann auch über die gesamte Laufzeit aufrecht gehalten werden, so dass man sich daheim wohlig in seinem Ohrensessel zurücklehnen und der Geschichte und der Ermittlungsarbeit Holmes‘ folgen kann.
Dabei ist es fast ein wenig Fluch und Segen zugleich für Terence Fisher und seinen Drehbuchautor Peter Bryan, sind doch die Charaktere Holmes und Watson auf der einen Seite durch Doyles Vorlagen schon fertig definiert, ausgearbeitet und wohlbekannt, so dass an dieser Stelle nicht mehr so viel Arbeit ins Skript gesteckt werden muss und doch bringt dies auf der anderen Seite eine hohe Erwartungshaltung und Druck mit sich, nicht nur die passenden Schauspieler zu finden, sondern auch die Charaktere innerhalb der Story richtig einzusetzen und mit den passenden Dialogen auszustatten. Glücklicherweise erfüllen André Morell und vor allem Peter Cushing diese Erwartungen. Vor allem Letzterer scheint für die Rolle des Holmes prädestiniert zu sein, streut immer wieder messerscharfe Analysen aber auch trockenen Humor mit ein, der als komödiantisches Element die Suspense bricht und macht die Verkörperung des berühmtesten Detektivs damit glaubwürdig. Dass vor allem Christopher Lee, sicherlich auch seiner Rolle geschuldet, dabei doch relativ stark in die zweite Reihe gestellt wird, schadet dem Sehvergnügen dabei in keiner Weise.
Angesichts der tollen Performance der Schauspieler und der feinen Gesamtatmosphäre des Films kann man am Ende auch über einige Plotproblemchen hinwegsehen, die scheinbar primär auf die weiter oben erwähnten Ergänzungen der Originalgeschichte zurückzuführen sind – die Szene in der Mine ist mir da vor allem im Gedächtnis geblieben. So bleibt Der Hund von Baskerville final nur zu attestieren, dass es sich hierbei um eine weitere, äußerst unterhaltsame und technisch ansprechende Hammer Films Produktion handelt, die nicht nur für Genreliebhaber und Sherlock Holmes-Fans ein Muss darstellt.