Filmkritik: Sie küssten und sie schlugen ihn (François Truffaut, 1959)
François Truffauts Spielfilmdebüt lässt sich am treffendsten mit dem Phänomen des Schmetterlingseffekts vergleichen, nach welchem einer kleinen Anomalie die Fähigkeit zugeschrieben wird, unabsehbare Veränderungen nach sich zu ziehen. Diese kleine Anomalie im französischen Kino Ende der 50er Jahre heißt Sie küssten und sie schlugen ihn (OT: Les Quatre Cents Coups, 1959). Ein sehr privates Spielfilmdebüt und zugleich eine Auflehnung gegen den konventionellen französischen Film (cinéma de papa), mit welchem der damals 27-Jährige bereits in seiner Tätigkeit als Filmkritiker scharf ins Gericht zu gehen pflegte. Der Gestus des Aufbegehrens bleibt jedoch nicht allein prägend für dieses Erstlingswerk. Sie küssten und sie schlugen ihn liest sich ebenso als Dokument der Liebe – Truffauts Liebe zum Kino, so wie er es sich erträumt und für die Zukunft wünscht.