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Autor: Julian M.

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 5: Vom tödlichen Eigensinn künstlicher Lebensformen

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 5: Vom tödlichen Eigensinn künstlicher Lebensformen

Metropolis (Copyright: Universum Film/Murnau Stiftung)

Zu Beginn der 1920er Jahre manifestierten sich die noch frischen Schrecken des Ersten Weltkrieges als filmische Alptraumvisionen auf den hiesigen Kinoleinwänden. Das Übernatürliche und Böse wirkt in den Produktionen der damaligen Zeit omnipräsent. In den vorangegangenen Artikeln huschten Hexen, Teufel, Wiedergänger und Gevatter Tod an unseren Augen vorbei. Wiederholt wiesen dabei die Schattengestalten des Stummfilms Bezüge zur literarischen und kunsthistorischen Vergangenheit Europas auf, namentlich zur Schwarzen Romantik. Zum Abschluss der Themenreihe wollen wir ein letztes Mal zurückreisen, um jenen düster-romantischen Motiven nachzuspüren. Zur Abwechslung stehen diesmal keine finsteren Mächte im Mittelpunkt, die unbemerkt von außen an die Protagonisten herantreten. Vielmehr handelt es sich um von Menschenhand eigens geschaffene, künstliche Lebensformen, die in Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) und Metropolis (1927) für Unheil und Verderben sorgen.

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Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 4: Der Teufel bittet zum Tanz auf Leben und Tod

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 4: Der Teufel bittet zum Tanz auf Leben und Tod

Faust – Eine deutsche Volkssage (Copyright: Eureka!)

Nach dem vorangegangenen Exkurs ins Hexenreich klettern wir im Rahmen unserer Themenreihe nun in der Hierarchie des Bösen gen Spitze, um uns heute mit dem Spiritus Rector allen Übels – dem Beelzebub – zu befassen. Jener ultimative Verführer geistert in unterschiedlichen Darstellungsformen durch die schwarzromantische Kunst. Dementsprechend facettenreich präsentieren sich auch die davon sichtlich beeinflussten Stummfilm-Inkarnationen des Leibhaftigen. Eine Variante lieferte beispielsweise Benjamin Christensen, der im zuvor besprochenen Werk Die Hexe (OT: Häxan) nicht nur für die Regie verantwortlich zeichnete, sondern auch höchstpersönlich als gehörnter Höllenfürst für Angst und Schrecken sorgte. Im Gegensatz dazu setzten die Teufelsfiguren aus Faust – Eine deutsche Volkssage (1926) und Der Student von Prag (1913) auf ein gefälligeres Auftreten. Ihre einschmeichelnde wie tödliche Tartüfferie nehmen wir im vierten Artikel der Themenreihe Schwarze Romantik im Stummfilm ausführlicher unter die Lupe.

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Filmbesprechung: Leichen unter brennender Sonne (Hélène Cattet & Bruno Forzani, 2017)

Filmbesprechung: Leichen unter brennender Sonne (Hélène Cattet & Bruno Forzani, 2017)

Copyright: Koch Media

Kaum ein filmisches Œuvre fühlt sich derartig geschlossen und konsistent an wie das Werk von Hélène Cattet und Bruno Forzani. Sowohl inhaltlich als auch formal-ästhetisch schufen sie über die Jahre hinweg kinematographische Kunstwerke mit unverkennbarer Handschrift. Angefangen mit Kurzfilmen wie Catharsis (2001) und Chambre Jaune (2002), welche in späteren Jahren durch die stilwütig-experimentellen Spielfilme Amer (2009) und Der Tod weint rote Tränen (2013) ergänzt wurden, gelang es dem Regie-Duo Stück für Stück eine eigene filmische Ausdrucksform mit starkem Wiedererkennungswert zu entwickeln. Fester Bestandteil ihrer Arbeiten waren hierbei stets die Verhandlung (figuren-)psychologischer Prozesse sowie ein Gestus der Referentialität, der sich bisher auf Genremuster und -versatzstücke des italienischen Giallofilms konzentriert hat. Wie nun fügt sich vor besagtem Hintergrund die jüngste Regiearbeit in den filmischen Kosmos des Gespanns ein? Denn mit Leichen unter brennender Sonne (OT: Laissez bronzer les cadavres, 2017) verfilmt das Duo einen nahezu fünfzig Jahre alten, französischen Kriminalroman, der sich thematisch um einen Raubüberfall dreht und damit vertrautes Terrain allem Anschein nach verlässt. Doch tatsächlich nur auf den ersten Blick…

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Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 3: Die Hexe zwischen Aufklärung und Romantik

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 3: Die Hexe zwischen Aufklärung und Romantik

Häxan (Copyright: The Criterion Collection)

Sie braut magische Elixiere im stillen Kämmerlein, trifft sich mit ihresgleichen zu konspirativen Ritualen oder durchstreift auf einem Besen die Lüfte: die Hexe. Im dritten Teil der Artikelreihe wollen wir jener schwarzromantischen Figur und ihrer – im Allgemeinen recht spärlichen – medialen Präsenz im Kino des frühen 20. Jahrhunderts nachspüren. Abermals führt die Exkursion in die nordischen Gefilde Europas, wo abseits der deutschen Stummfilm-Industrie die wohl stärkste Verquickung von Schauerromantik und Bewegtbild existierte. Verantwortlich hierfür waren unter anderem Regiegrößen wie Carl Theodor Dreyer, Victor Sjöström und Benjamin Christensen. Letzterer wagte mit Die Hexe (OT: Häxan) (1922) ein in vielerlei Hinsicht aufregendes Experiment, das darüber hinaus mit kunsthistorischen Bezügen zur Schwarzen Romantik aufwartet.

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Filmbesprechung: Der Leuchtturm (Robert Eggers, 2019)

Filmbesprechung: Der Leuchtturm (Robert Eggers, 2019)

Copyright: Universal Pictures

Es herrscht grau. Ein jedwede Orientierung negierender Schleier verhüllt die Sicht. Nur langsam schält sich eine – zunächst nur schemenhaft auszumachende – Kontur aus dem alles nivellierenden Nebel heraus: Ein kleines Boot, welches unverdrossen den Widrigkeiten der Natur trotzt und der See auf seinem Weg Meter um Meter abringt. In der Ferne ertönt ein Nebelhorn. Zweifelsohne nicht nur ein innerdiegetisches, maritimes Warnsignal, sondern gleichermaßen auch für die Rezipienten von Robert Eggers Der Leuchtturm (OT: The Lighthouse, 2019) ein akustischer Marker, der zur Obacht gemahnt. Und dies zu Recht, denn der Regisseur von The Witch (2015) entfesselt im Rahmen seines zweiten Langfilms einen höchst intensiven Parforceritt, infolgedessen Realität und Wahnsinn beginnen, ineinander überzugleiten.

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Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 2: Der Vampir im Bann des Okkultismus

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 2: Der Vampir im Bann des Okkultismus

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (Copyright: Transit Film/Universum Film)

Eine Aura des Gespenstischen und Bizarren durchdringt die Werke der Schwarzen Romantik, weshalb sie bereits in frühen Kinojahren als gestalterische Blaupausen für düstere Stimmungsbilder (Schwarze Romantik – Von Goya bis Max Ernst) dienten. Hierbei unterschied sich der Grad der kinematographischen Aneignung mitunter stark. Die Spannweite reichte von direkten Referenzen mit größtmöglicher Nähe zum anvisierten Gemälde bis hin zur rein atmosphärischen Nachempfindung der Vorlage. Kunstaffine Regisseure wie Carl Theodor Dreyer und F.W. Murnau erkannten das Potential derartiger intermedialer Verquickungen und schöpften es wiederholt aus. Der zweite Artikel der Reihe Schwarze Romantik im Stummfilm wandelt auf den Spuren des Blutsaugers. Im Fokus stehen dabei die finsteren Meisterwerke Vampyr – Der Traum des Allan Grey (1932) und Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922), deren literarische Ursprünge in der gothic fiction – der englischsprachigen Ausprägung der Schauerromantik – liegen.

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Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 1: Die Melancholie des Sensenmanns

Schwarze Romantik im Stummfilm – Part 1: Die Melancholie des Sensenmanns

Der Fuhrmann des Todes (Copyright: The Criterion Collection)

„Mystizismus und Magie sind jene dunklen, dumpfen Kräfte, denen sich die deutsche Seele gern hingegeben hat.“, kommentierte die namhafte Filmhistorikerin Lotte Eisner den Hang ihrer Landsleute zum Abgründigen und Übernatürlichen. Obige Feststellung aus dem Buch Die dämonische Leinwand (1952) diente ihr als Ausgangsbasis, um die auffällige Vorliebe für düstere Inszenierungen im deutschen Stummfilm der 1920er Jahre zu erklären. Im Zuge dessen wies sie abseits des Expressionismus noch einen weiteren prägenden Einschlag im Kino des frühen 20. Jahrhunderts nach, der solch finsteres Begehren zu befriedigen vermochte: Die (Schwarze) Romantik. In dieser fünfteiligen Artikelreihe widmen wir uns der Melancholie und dem Wahnsinn, die aus schwarzromantischer Malerei und Literatur in den vornehmlich deutschen und nordeuropäischen Stummfilm hinüberschwappten.

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Filmbesprechung: Only God Forgives (Nicolas Winding Refn, 2013)

Filmbesprechung: Only God Forgives (Nicolas Winding Refn, 2013)

Copyright: Tiberius Film/Sunfilm

Mit dem melancholischen Gangsterfilm Drive (2011) feierte der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn seinen internationalen Durchbruch. Nur zwei Jahre nach diesem – von Kritik und Publikum gleichermaßen geschätzten – Spielfilm ließ der Regisseur eine weitere Zusammenarbeit mit seinem Drive-Hauptdarsteller Ryan Gosling folgen. Herausgekommen ist dabei Only God Forgives (OT: Only God Forgives, 2013) – eine zugegebenermaßen schwer zugängliche wie gleichwohl elegische Meditation über Rache, Gewalt und Familienbande.

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Filmbesprechung: Mandy (Panos Cosmatos, 2018)

Filmbesprechung: Mandy (Panos Cosmatos, 2018)

Copyright: Koch Media

Nicht immer muss ein Film, um Gefallen zu erwecken, das Rad gänzlich neu erfinden. So können auch Werke mit etablierten Handlungsmustern- und mechanismen zweifelsfrei ihren Reiz haben, wenn der Filmemacher einen eigenständigen künstlerischen Zugang zum Stoff zu offerieren vermag. Eines der jüngeren Beispiele hierfür liefert zweifelsfrei Panos Cosmatos Spielfilm Mandy (OT: Mandy, 2018), der sich in seinem narrativen Kern auf eine im Verlauf der Dekaden zigfache dargebotene Rachegeschichte herunterbrechen lässt. Doch trotzdem ist Panos Cosmatos Mandy alles, nur nicht gewöhnlich.

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Filmkritik: Avengers: Endgame (Joe & Anthony Russo, 2019)

Filmkritik: Avengers: Endgame (Joe & Anthony Russo, 2019)

Avengers: Endgame
Copyright: Marvel Studios/Walt Disney Pictures

Mit einem Paukenschlag beendet Avengers: Endgame (OT: Avengers: Endgame, 2019) die dritte Phase des Marvel Cinematic Universe rund um Iron Man, Captain America, Thor, Black Widow, Hulk und Co. Das Studio führt damit Handlungsstränge und Figurenkonstellationen, die über 21 Spielfilme hinweg aufgebaut und verwoben wurden, ihrem unausweichlichen Höhepunkt entgegen und sorgt im Zuge dessen für einen der am sehnsüchtigst erwarteten Blockbuster des Kinojahres 2019. Weil dieser Hype auch an Filmblog-Autoren, die sich im Wesentlichen auf älteres Genrekino fokussiert haben, nicht spurlos vorübergeht, sollen an dieser Stelle ein paar Betrachtungen zum Schlussstein der elfjährigen Superhelden-Odyssee formuliert werden. Natürlich geschieht das nicht gänzlich ohne Spoiler, d.h. Lesen auf eigene Gefahr!

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